1000plus

 

09.09.2004



Nachdem im Sommer 2003 mit der Realisierung der
4 x 9 in gewisser Weise damit ein Endpunkt in Bezug auf Leistungsfähigkeit, gemessen in zurückgelegten Höhenmetern an einem Tag, erreicht worden war, begann ich im Jahre 2004 eine "Variation an Höhenmetern" zu ersinnen.

Betrachtet man in der Bergsport- bzw. Wanderliteratur die Angaben über Aufstiegsleistungen, d.h. zurückgelegte Höhenmeter pro Stunde (HM/h), so werden für einen durchschnittlichen Wanderer oft Angaben von 300-400 HM/h gemacht. Einflussfaktoren auf die Steiggeschwindigkeit sind neben den persönlichen konditionellen Voraussetzungen auch die Wegbeschaffenheit und die horizontale Distanz des Weges bezogen auf die Höhendifferenz.

Meine langjährigen Erfahrungen zeigen, dass ich regelmäßig in der Lage bin bei Aufstiegen (normale äußere und physische Bedingungen vorausgesetzt), ca. 600 bis maximal 700 HM/h zurückzulegen. Diese "Leistung" gelingt mir reproduzierbar, u.a. auch dank meines "
atemfrequenzkontrollierten Gehrhythmuses". Darüber hinaus bin ich jedoch nie gelangt. Mir schwebte immer ein Bild von Reinhold Messner im Kopf umher, wo er in früheren Jahren als Vorbereitung für seine Expeditionen in den Himalaja , in Südtirol seine Ausdauer mittels Berglauf trainierte. Dabei rannte er 1000 Höhenmeter in 35 Minuten hinauf.

Mein persönliches Ziel war es, die mehr symbolische Zahl von 1000 Höhenmetern pro Stunde zu überbieten bzw. zu erreichen. Dabei wollte ich diese Leistung auch über ca. eine Stunde erbringen, da eine zehnminütige Laufleistung und diese dann hochgerechnet auf eine Stundenleistung etwas ganz anderes darstellt.

Natürlich machte ich mir Gedanken, welche Laufstrecke denn am besten geeignet sein würde. Nach Möglichkeit ein Schotterweg und kein schmaler Bergpfad, nicht zu begangen um nicht ständig Wanderern ausweichen zu müssen und eben ca. 1000 Höhenmeter überwindend. Meine Wahl fiel schließlich auf die bereits bestens bei den
4 x 9 erprobte Strecke beim Aufstieg zum Watzmann, konkret die Teilstrecke vom Parkplatz an der Wimbachbrücke bis zur Falzalm.

Die Saisonvorbereitung war wie in den Vorjahren ähnlich, viel Radfahren unter der Woche und ab und zu ein Wochenende in die Berge. Das Berglaufen an sich habe ich nicht speziell trainiert, wie ich überhaupt bis zum Zeitpunkt des Starts am 09.09 nicht ein einziges Mal "geübt" habe, ob es überhaupt geht.

Schönes Spätsommerwetter war für den Donnerstag den 09.09 angekündigt und ich nahm mir Urlaub für zwei Tage (noch den Freitag dazu). Um 10 Uhr fuhr ich gemütlich zu Hause los, über Salzburg und mit Einkaufsstop in Berchtesgaden zum Parkplatz an der Wimbachbrücke. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass der ganze Parkplatz um ca. 14 h vollgeparkt war und damit auch vermutlich viele Menschen am Weg unterwegs sein würden. Also beschloss ich, den Start um ca. 2 Stunden zu verschieben. Ich relaxte in der Nähe des Hintersees solange.

In dieser Zeit traf ich auch die Schuhwahl. Sie fiel auf meine Addidas ZX600, Baujahr 1986. Leicht, bequem, bewährt. Die Salomon Expert Low blieben im Auto. Es war nicht besonders warm, trotzdem waren Shorts und mein pinkfarbenes "Le Coq Sportive"-Shirt die einzig weiteren Äußerlichkeiten. Ein kurzer Test am Parkplatz, wo ich meine gefüllte Trinkflasche hinten ins Trikot steckte zeigte mir, dass es sich damit nicht vernünftig laufen lassen würde. Also nix mit Getränk unterwegs !

Pünktlich um 16.00 ging es dann los vom Ende des Parkplatzes. Ich lief einfach möglichst schnell und gleichmäßig los, mit viel Schnauferei, so erschien es mir zumindest. Sobald mir Leute begegneten, versuchte ich einen nicht ganz so verkrampften Gesichtsausdruck hinzubekommen, wobei dies schon etwas schwierig war. So richtig tralala war es nämlich von Beginn an nicht. Es kamen dann auch steilere Passagen, wo die Geschwindigkeit deutlich herunterging und es mir sehr langsam vorkam. Nach 20 Minuten fing meine linke Achillessehne an zu schmerzen und ich erinnerte mich daran, weshalb ich eigentlich seit Jahren nicht mehr laufen gehe: nämlich genau wegen meiner Achillessehne, die mir nach kurzer Laufzeit jeweils Probleme bereitet. Aufgeben wollte ich deshalb aber keinesfalls, wird das Stündle schon auszuhalten sein der Schmerz, dachte ich mir.

Nach 26 Minuten kam ich aus dem Wald heraus und erreichte die Stubenalm. Der Weg wurde dann flacher und ich hatte das Gefühl etwas mehr "Gas" geben zu können. So richtig "Vollgas" geben traute ich mich aber dann doch nicht, da die Steigung ab kurz vor erreichen der Mitterkaseralm wieder zunahm und ich mir noch etwas Reserven aufsparen wollte. Nach der Alm wurde es dann kurzzeitig heftig steil, bis zum Erreichen der rechter Hand gelegenen Wetterstation. Danach ging der breite Schotterweg in einen Bergpfad über. Die letzten ca. 150 Höhenmeter überwand ich dann mehr mit einer irgendwie gearteten von-Stein-zu-Stein-Hüpftechnik denn mit gleichmäßigem Laufschritt. Bald kam dann der Unterstand bei der Falzalm rechter Hand ins Blickfeld und ich bog nach exakt 53 Minuten auf die "Zielgerade" ein.

Keine besonderen Emotionen überkamen mich, nur eine etwas kühle Witterungssituation umgab mich. Daher blieb ich nur wenige Minuten und stieg dann in vergleichsweise gemütlichem Tempo wieder zum Parkplatz ab.


Fakten:

1000plus Höhenmeter in einer Stunde

Höhenmeter: 990

Zeit: 53 Minuten

Höhenmeter pro Stunde: 1120