4-mal X Serie

 2Days, 3Day: Day 2

 

Man kann eine Grenze nur dadurch definieren, indem man sich ein bisschen darüber hinaus - ins Unbekannte - wagt

Arthur C. Clarke

 

Samstag, 05.08.2000

2 Days

3 Day

Day 2:

 

Zunächst die Fakten:

333,2 km

Gesamtfahrzeit: 14.27 h

Durchschnittsfahrgeschwindigkeit: 23,0 km/h

Stundenmittel: 20,21,20,25,23,23,24,22,23,24,25,24,24,24

Abfahrtzeit: 4.45 h

Ankunftszeit: 20.32 h

Fahrtstrecke: Hausen-Dechsendorf-Herzogenaurach-Veitsbronn-Langenzenn-Mkt.Erlbach-Bad Windsheim-Neustadt/A.-Höchstadt/A.-Hirschaid-Forchheim-Hausen-Dechsendorf-Herzogenaurach-Neustadt/A.-Höchstadt-Forch heim-Hausen-Dechsendorf-Weisendorf-Höchstadt/A.- vor Forchheim-Hausen-Wimmelbach-Hausen-Poppendorf-Hausen

 

Ich schreibe die Zusammenfassung rückblickend auf den gestrigen Tag, heute am Sonntag Abend:

Bin um kurz nach 4 h früh aufgestanden. Habe gefrühstückt, bin vor die Tür und habe das Wetter geprüft. Trocken. Temperatur ca. 14 °C. Okay. Hatte eigentlich alles schon fix gepackt. Das Rad hatte ich mit Blinklichtern vorne und hinten und Refelektorstreifen hinten aufgerüstet. 4.45 Abfahrt noch in der Dunkelheit. Fuhr in langer Radhose, T-Shirt, Trikot und Sympatex Jacke. Langsam angegangen, immer schön an jeder noch so kleinen Steigung runterschalten und so leicht wie möglich treten. Ca. 5.30 Licht ausgeschaltet. Die ersten drei Stunden sehr wenig Verkehr. Angenehm zu fahren. Viel auch von der Landschaft und den Ortschaften nebenbei registriert. Nach ca. 3 h erster kurzer Halt. 2 Müsliriegel. Danach auf die 470 eingebogen und ab da war dann der Verkehr doch sehr rege. Nächster Halt nach Höchstadt/A. Danach habe ich auch die Jacke ausgezogen. Alles nur sehr kurze Stops. Was eigentlich meine Erwartung war, nämlich das die Füße wegen der Schuhe bzw. der starren Pedale bald schmerzen würden trat nicht ein. Bis auf kurze Phasen in den letzten drei Stunden eigentlich gar nicht. Nach 151 km war ich wieder in Hausen. Paar Müsliriegel reingestopft, Isotonisches Getränk getrunken, kurze Radhose angezogen, Trinkflaschen gewechselt bzw. aufgefüllt, Sonnencreme aufgetragen und weiter...

Bis auf einige wenige Momente in ich kurzzeitig das linke Knie gespürt habe bzw. den rechten Fuß hatte ich nie irgendwelche Probleme. Okay, ein bisschen am Sattel rumrutschen hie und da. Die zweite Runde lief eigentlich gut. Einen kleinen Hänger hatte ich dabei nach ca. 8 h Fahrtzeit, als ich ein bisschen Müde wurde. Ging aber wieder vorbei. Nach ca. 11 h (ca. 250 km) fing es nach Altendorf das Regnen an. Zog wieder die Jacke an. Es war dann recht naß bis ich wieder in Hausen ankam. Dabei gingen mir verschiedenste Gedanken durch den Kopf: aufgeben warum ? Läuft zu gut ! Physisch noch voll da ! Fahrrad wechseln um mit Schutzblechen weiterzufahren ? Mit dem Kopf durch die Wand, nur noch 70 km, egal wie es mit dem Regen weitergeht. Habe dann in Hausen ca. 20 Minuten pausiert, wieder auf das lange Radtrikot umgewechselt und auch wieder Socken in die Schuhe angezogen (die waren aber danach recht schnell auch wieder nass).

Ich wußte das ich meinem Zeitplan voraus war weil es bis dato so gut lief. 17.10 war ich in Hausen. 17.30 fuhr ich wieder. Mit dem Renner, weil ich da schneller vorwärts kommen würde, also kein Radwechsel. Nur noch 3 Stunden wenn alles planmäßig lief. Die Straßen blieben bis zum Schluss immer naß, aber es spritze nicht sehr, sodaß ich eigentlich nicht naß wurde. Leider muss ich nun alle enttäuschen, die darauf warten, bei dieser letzten Runde kämen die Sachen mit Zähne zusammenbeißen, fighten, Muskelkrämpfen etc. Es lief nicht viel anders als vorher auch, muss auch noch sagen das eigentlich den ganzen Tag über fast kein Wind ging und das schon sehr günstig war. Tagsüber war es maximal ca. 23 °C warm also ideal. Bin dann irgendwann kurz vor 20 h wieder in Hausen gewesen und mir fehlten noch 15 km die ich dann in kleinen Runden um Hausen herum verbraten habe. Um 20.32 bin ich dann zu Hause eingerollt und hatte die 333 geschafft.

Ich hatte keine großen emotionalen Ausbrüche. Habe mich auf einen Stuhl auf die Terrasse gesetzt und als ich dort so saß eigentlich zum ersten Mal meine Müdigkeit und Erschöpftheit gespürt. Während des Fahrens war mir diese bis zum Schluss nicht so bewusst.

Ich habe eine Grenze weder erreicht noch Überschritten. Ich habe aber ein Ahnung davon gewonnen wo sie liegt. Ich bin überzeugt, das in den meisten Menschen mehr Potential vorhanden ist, als viele von uns sich selbst zutrauen. Nicht nur physisch. Ich kann auch nicht sagen, ich hätte während dieser ganzen langen Stunden auf dem Rad eine neue innere Welt in mir entdeckt. Ich habe mir einen Traum erfüllt und ein Traum wurde mir erfüllt.

Heute früh habe ich meine Knie gespürt, auch schrie mein Hinterteil nicht danach gleich wieder einen Rennsattel wiederzusehen. Aber bereits heute Abend spüre ich davon schon fast gar nichts mehr. Was mich aber sehr erstaunt ist die Beinmuskulatur. Kein Muskelkater, keine Verspannungen, nichts. Irgendwie schade...hätte eigentlich erwartet mindestens drei Tage danach mehr oder weniger am Stock dahinzukriechen, aber so...

Verglichen mit den 3333 waren die 333 härter. Sowohl was die physischen aber auch die psychischen Anforderungen anbelangt.

Ich bin sehr dankbar und zufrieden alles geschafft zu haben.